Grenzwanderweg im Landkreis Sonneberg
Wappen

Spechtsbrunn

Kalte Küche

Der nördlichste Ortsteil der Gemeinde Oberland am Rennsteig – Spechtsbrunn – entstand bereits um 1300 und ist somit eine der ältesten Siedlungen in der Rennsteigregion. Im Jahre 1414 wurde Spechtsbrunn erstmals urkundlich erwähnt. Durch seine Anbindung an die Heer- und Handelsstraße entwickelte sich der Ort rasch. Die Einwohner hatten Vorspanndienste zu leisten, sowie für einen reibungslosen Verkehr auf der Handelsstraße zu sorgen. Im 19. Jahrhundert galten die Spechtsbrunner als recht bemittelt. Sie verdienten ihren Lebensunterhalt mit Viehzucht und Viehhandel, als Fuhrleute und als Griffelmacher. Der Griffelschiefer prägte auch das Landschaftsbild und ist heute noch überall präsent. So führt die Thüringisch-Fränkische Schieferstraße, die auf 96 km unzählige Zeugen des einst so wichtigen Erwerbszweiges des Abbaues und Verarbeitens des Schiefergesteins verbindet, durch Spechtsbrunn. Ein Dokument aus jener Zeit ist auch die ehemalige Großhütte auf dem Brand mit den umliegenden Brüchen und Halden. Weiterhin wird Spechtsbrunn geprägt durch die 1746 im Stil des Bauernbarocks gebaute und 2008 neu geweihte Matthäuskirche. Auf der Gemarkung Spechtsbrunn begegnen sich die Landkreise Sonneberg, Saalfeld-Rudolstadt und Kronach an der Landesgrenze zwischen Thüringen und Bayern.

Einweihung des Mahnmales der Schildwiese am 20.06.2009, Foto: Manuela Schmidt
Einweihung des Mahnmales der Schildwiese am 20.06.2009
Foto: Manuela Schmidt

Wo heute Wanderer, Radwanderer und Skifahrer ausgewiesene touristische Wege nutzen, waren jahrzehntelang tödliche Sperranlagen vorhanden – Zäune mit Stacheldraht, Signal- und Selbstschussanlagen. Das Gelände zwischen den Zäunen wurde freigehalten und mit Tretminen bestückt, die Mensch und Tier zerfetzten. Soldaten mit Schießbefehl patrouillierten das Gebiet. Für alle anderen Menschen waren die Straßen und Wege abgeschnitten. Dörfer, die zu dicht am Grenzstreifen standen, wie der Spechtsbrunner Ortsteil Christiansgrün, wurden dem Erdboden gleichgemacht. Menschen, die die Flucht wagten, wurden erschossen – auch hier.

Widmung von Dr. Dorothee Wilms
Widmung von Dr. Dorothee Wilms
Quelle: Wolfgang Wiegand
Als der »Eiserne Vorhang« fiel, war die Freude beiderseits des Zaunes grenzenlos. Am 11. Dezember 1989 wurde der Übergang von der »Kalten Küche« nach Tettau geschaffen. Am 28. April 1990 trafen sich Sternwanderer aus Ost und West auf der Schleifenwiese und öffneten die Grenzanlagen, die den Rennsteig fast 40 Jahre durchschnitten hatten. Fortan hieß es wieder »Frei ist der Kammweg«. Die damalige Bundesministerin für innerdeutsche Beziehungen Frau Dr. Dorothee Wilms schrieb zur Erinnerung an die Grenzöffnung die nebenstehende Widmung.


Zehn Jahre später, am 28. April 2000, wurde das Naturparkinformationszentrum Spechtsbrunn eingeweiht. Als das Tor zur Region wird hier über die drei Naturparks Thüringer Wald, Frankenwald und Thüringer Schiefergebirge/Obere Saale mit ihrer Vielfalt und ihren Besonderheiten informiert. Die Naturparkroute Thüringer Wald mit vielen Angeboten verbindet heute die Regionen.

Am 16. Juni 2000 fand die Einweihung des Rennsteigradweges statt. Der Gedenkstein am Naturparkinformationszentrum wurde am 03. Oktober 2000 gesetzt und am 28. April 2001 eingeweiht.

»Grenzenlos glauben« – war das Motto des Rennsteigkirchentages, der vom 19.–21.06.2009 hier oben im ehemaligen Todesstreifen stattfand. Unvergesslich prägten sich die vielen Begegnungen und Veranstaltungen ein. Das Mahnmal an der Schildwiese, direkt auf der Ländergrenze – ein vier Meter hohes Kreuz aus dem Material des Grenzzaunes und ein Altarblock aus dem Grauwackegestein des Hartsteinwerkes Hüttengrund, soll an dieses Ereignis erinnern und Begegnungsstätte für Christen aus West und Ost sein.

Quelle des Textes: Naturparkinformationszentrum Spechtsbrunn


Information:
Naturparkinformationszentrum Spechtsbrunn
Fon 036703–70812
www.oberland-am-rennsteig.com

Einkehr- und Übernachtungs- möglichkeiten in Spechtsbrunn:

  • Gaststätte „Kalte Küche“
    Fon 036703–80359
  • Imbiss am Naturparkinformations- zentrum
    Fon 036703–81489
  • Gaststätte und Pension „Peterhänsel“
    Fon 036703–81191
  • Gasthaus „Rennsteig“
    Fon 036703–80389
  • Berggasthof & Ferienhäuser
    „Am Brand“

    Fon 036701–60309
  • „Ferienwohnung am Rennsteig“
    Frau Eveline Heinz

    Fon 036703–80555
  • „Ferienhaus am Rennsteig“
    Frau Edeltraut Lochschmidt

    Fon 036703–80226
  • Privatzimmervermietung
    Herr Marco Dietz

    Fon 036703–80489


Logo Natuschutzgebiet Naturschutzgebiet (NSG)

Eröffnung Rennsteigradweg, Foto: Uta Baumfelder
Eröffnung Rennsteigradweg
Foto: Uta Baumfelder

Grenzöffnung Schleifenwiese
Grenzöffnung Schleifenwiese
Foto: Uta Baumfelder

Grenzöffnung Kalte Küche
Grenzöffnung Kalte Küche
Foto: Wolfgang Wiegand